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Everless von Sara Holland

Everless. Zeit der Liebe

Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der Zeit das kostbarste Gut ist. In der die Reichen von der Zeit der Armen leben und dein eigener Vater seine Lebenszeit opfert, um dich zu retten.
Stell dir vor, du musst der Familie dienen, die dein Leben zerstört hat.
Stell dir vor, dass dein eigenes Herz dich belügt – und im Geheimen den Mann liebt, den du am allermeisten fürchtest.
Stell dir vor, du bist der Schlüssel, denn die Zeit gehorcht dir.
Und dein Schicksal entscheidet sich genau jetzt!
Eine fesselnde und einzigartige Geschichte über Liebe, Verrat und die Macht der Zeit.

Well – ich bin begeistert. Wirklich. (Nicht vom Buchpreis)
Die Idee ist wirklich, wirklich eine andere – ich steh drauf. Ehrlich.

Was das Setting angeht – ich war ein wenig, mhm, ja, das hätte besser sein können. Auf den ersten Blick hat’s halt wie das 08/15-Middleage-Setting gewirkt UND NATÜRLICH mit zwei adligen Boys.

Aber man muss sagen, der erste Eindruck täuscht. Der zweite auch. Das erwartete Liebesdreieick – ist anders, als gedacht. Und das wichtigste: die Lovestory steht verdammt noch mal nicht im Vordergrund. I like.

Die Figuren sind facettenreich, glaubhaft, manchmal schimmert ein wenig Klischee durch: allem in allem richtig gut. Sprachlich war es ein Genuss (mal zur Abwechslung, aktuell gibt’s vieles, bei dem man sich denkt, der Lektor hat gesoffen wie ein Loch) – und der Spannungsbogen wurde durchweg gehalten.

Fazit:
Everless 1 ist ein Buch, das überrascht und bei dem man nicht weiß, wo es einen hinführt. Anfangs glaubt man tatsächlich, man hat die klassische Romantasy vor sich, die auf ein Liebesdreieck rausläuft und einen irgendwann langweilt.
Everless hat mich nicht eine Sekunde gelangweilt (und ich hab sogar in den Pausen im Büro gelesen). Ich kann die Duologie nur empfehlen – allein Band 1 ist schon ein Highlight.

Everless: Zeit der Wahrheit

Everless: Wenn die Zeit zur Waffe wird.
Jules Ember hat die Königin getötet. Davon hat Caro alle in Sempera überzeugt. Sie ist fest entschlossen, Jules dafür bezahlen zu lassen und sie auszuschalten. Doch Jules wehrt sich mit allem, was sie hat, und versucht Caros Pläne zu vereiteln. Leider vergebens. Ihr wird klar, dass Caro von Magie geschützt wird, die sie nicht brechen kann. Sie flieht und beginnt das Rätsel um das Mysterium der Zeit Stück für Stück zu lösen, denn sie muss Caro für alle Zeiten besiegen, koste es, was es wolle.
Das fesselnde Finale um Liebe, Verrat und die Macht der Zeit.

ALTER FALTER.
Ich hab ja echt gedacht, es wird doch noch ne Romantasy. Ich mein, Teil 1 heißt “Zeit der Liebe”.
Aber Sara Holland hat mich nicht enttäuscht. Teil 2 ist sogar noch sehr, sehr, sehr viel besser als Teil 1.

Ich liebe es. Ich liebe es wirklich! Alles ist magisch! Die Idee, die Figuren, DAS ENDE. Mein Gott!! Damit hab ich nicht gerechnet. Ich habe ein wenig geweint, ein wenig gehofft und am Ende … hatte ich das Gefühl, ebenfalls eine Freundin verloren zu haben.

Leute, ehrlich, lest die beiden Bücher! Lest sie!!

Der Winter der schwarzen Rosen

In einer Festung, geschützt durch dunkle Magie, suchen die Zwillingsschwestern Tajann und Lili Zuflucht vor ihren Verfolgern. Die eine Schwester versteckt sich hier mit dem Junglord Janeik, um ihre verbotene, aber leidenschaftliche Liebe leben zu können. Die andere ist auf der Flucht vor der zerstörerischen Liebe eines Gestaltwandlers. Doch mit den dunklen Mächten spielt man nicht. Das beginnen auch Tajann und Lili bald zu ahnen. Denn etwas lauert in den Mauern, etwas Unberechenbares, etwas Böses …

Uff. Es war nicht leicht, Sympathie für beide Schwestern zu empfinden, aber der Aufbau und die Idee waren mega!

Mein absoluter Geheimtipp!

Die Magie, die Welt – wirklich gut! Das Ende kam mir zwar ein bisschen überhastet vor, aber ich hab dennoch ein paar Tränchen verdrückt – ich liebe es!

Der Wechsel von Liljanas Gefühlen und Verhalten war allerdings gegen Ende zu plötzlich und die Darstellung als magisches Wesen ein wenig … mhm, merkwürdig. Daher einen Stern Abzug.

Zuckerschock im Hexenhaus

Wie reagiert Gretel, wenn sich Hänsel in die Hexe verliebt?
Eine herzerwärmende Liebesgeschichte über die Macht von Wünschen, Mut und große Veränderungen.

Greg hat bei der Arbeit an seiner Karriere keine Zeit für die Liebe und sieht in anderen Menschen nur potentielle Kunden. Als der erfolgsverwöhnte Marketingstratege in seine Heimatstadt zurückkehrt, um seiner Schwester Hanna bei der Rettung der elterlichen Bäckerei zu helfen, erwartet ihn jedoch eine böse Überraschung:
Die Bio-Bäckerei hat mit unerwartet heftiger Konkurrenz zu kämpfen.
Die „Tortenhexe“ verzaubert ihre Kundschaft mit süßen Träumen, gegen die sich Hannas ökologisch korrekte Dinkel-Muffins selbst mit Gregs flotten Verkaufssprüchen schwer tun.
Da das nicht mit rechten Dingen zugehen kann, beschließt Greg, Ginger, die Inhaberin der Tortenhexe, genauer unter die Lupe zu nehmen – und verliert prompt sein Herz an sie und ihren tollpatschigen Wolfshund.
So findet sich Greg plötzlich zwischen den Fronten einer ausgewachsenen Tortenschlacht wieder, bei der weder Hanna noch Ginger mit fairen Mitteln kämpfen und schon bald wortwörtlich die Funken fliegen.
Doch wann, wenn nicht zu Weihnachten, wäre die Gelegenheit für ein kleines bisschen Magie günstiger?

Ich liebe Kay Noa. Sie ist eine tolle Frau und ich bin wirklich, wirklich froh, sie persönlich kennen gelernt zu haben 🙂 (so viel vorweg)

Dass sie Märchenadaptionen schreibt, war mir bekannt, ich mag nur relativ wenig Märchen und Hänsel und Gretel gehört zu einem meiner Lieblinge. Abgesehen back ich gern, daher – tada 😀

Kays neustes Werk ist eine kleine, nette Geschichte. Sprachlich absolut top und ich habs quasi in einem Rutsch durchgelesen. Auch die Lösung mit der Hexe war sehr kreativ (leider auch ein wenig vorhersehbar) und die Schattenwelt hat mir gut gefallen (inkl. Bezug zu aktuellen Gesellschafsthemen). Die Hauptfiguren sind herzallerliebst (ich will auch einen Hund wie Troll!)

Mein einziger Kritikpunkt: es geht manchmal einfach zu schnell, worunter die Glaubwürdigkeit leidet. Das ist ein wenig schade, aber durch das hohe Lesevergnügen, weil Humor, sprachliche Eloquenz und Stimmigkeit in Sachen Setting und Figurenfacetten, wird das durchaus ausgeglichen.

Fazit:

Beste Unterhaltung trotz kleiner Schwächen. Die Schwächen sind aber Meckern auf sehr hohem Nivea (ja, Absicht), weshalb ich keinen Stern abziehe.Für leichte, süße Unterhaltung für Zwischendurch, um Abzuschalten und dem Alltag zu entfliehen absolut top.

Wenn beim nächsten Mal mehr Tiefe bei den Konflikten berücksichtig wird und auch bei der Auflösung, dann gibt’s 6 von 5 Sternen 😉

Belle et la magie

In einem magischen Dorf in den Tiefen eines von der Außenwelt abgeschotteten Waldes zu leben, ist auch dann nicht leicht, wenn man eine Junghexe ist und sich an jeden Ort der Welt katapultieren kann. Besonders schwer ist es aber, wenn man die Tochter der Hexenkönigin ist und für jeden fehlgeschlagenen Zauber geradestehen muss. Zumindest empfindet das die 17-jährige Belle Monvision so, als sie auf einer Pariser Studentenparty den gut aussehenden, aber viel zu arroganten Gaston in eine Kröte zu verwandeln versucht und ihn als Entschädigung zu sich ins Dorf einladen muss. Was sie aber nicht weiß, ist, dass Gaston nur auf diese Einladung gewartet hat…

Zu meinem Glück waren beide Bände in einem – ich hasse es, auf die Fortsetzung zu warten (tu es aber, ich mein, MAN MUSS EINE SERIE BEENDEN!!!!ELF). Serien sollten auch vom Leser beendet und nur im Notfall abgebrochen werden. Find ich. Unabhängig davon, dass ich auch welche schreibe.

Gut, weiter im Text.

Belle ist eine typische Teenager-Romantasy, wenn auch gleich mit einer erfrischend neuen Idee. Hexen, Wicca, enchanted Forrest, Zauberer.

Es gibt das Teenagerdrama, es gibt Rassenfeindlichkeit, es gibt gruselige Mütter und gruselige beste Freunde – ich hatte wirklich Spaß beim Lesen 😀

Sprachlich ist es wirklich gut – richtig gut. Kaum bis keine Fehler, nichts, bei dem mein innerer Lektor schreien wollte. Gute Arbeit, muss man sagen.

Die Charaktere sind facettenreich, glaubhaft und überraschend. In Teil 1 sehr humoristisch und erfrischend anders; im zweiten Zeil wars dann aber bisserl schwächer, auch wenn die Wendungen richtig gut waren! Hut ab! Aber Gaston war … stellenweise sehr unglaubwürdig bis nervig bis “Alter, ich will dir die Nase brechen”. Ihn hätte man im zweiten Teil besser ausarbeiten können.

Ansonsten bleibt mir nur noch das Fazi (mehr kann ich von meinem handschriftlichen Gekritzel eh nicht lesen):

Pinky ist das sbolute Highlight und insgesamt kann ich nur eine Empfehlung aussprechen.

Es war einmal …

»…vor langer, langer Zeit in einem nicht allzu entfernten Land, da gab es sich – BLÖDSINN!« Sie schlug das Buch zu und schleuderte es in eine Ecke. »Es war einmal am Arsch!« Wütend verschränkte sie die Arme und setzte sich auf ihr Bett. Elanthia bedachte das Märchenbuch mit einem bösen Blick. All die Geschichten waren genau das. Geschichten. Als kleines Mädchen hatte sie sie geliebt, hatte sich immer gewünscht, eines Tages selbst eines zu erleben. Ein Abenteuer. Magisch, fantastisch, weit weg von zuhause.
Zuhause. Seit ihre Eltern nicht mehr lebten und ihre Großmutter sich immer mehr an die Vergangenheit klammerte, war sie am liebsten alleine durch die Wälder gestreift. In der Natur war sie frei und musste sich nicht irrwitzigen Anforderungen stellen. Es mochte ja sein, dass ihre Mutter eine großartige Kriegerin gewesen war oder ihr Vater ein Meisterspion im Auftrag des Königs, aber sie war es nicht. Sie war einfach nur ein gewöhnliches Mädchen mit einer großen Faszination für die Natur. Nur konnte das ihre Großmutter offensichtlich nicht akzeptieren.
»Elanthia!«
Sie zuckte zusammen, als die Stimme ihrer Großmutter durch das kleine Häuschen hallte. Die alte Dame war nicht mehr in der Lage, alleine für den Unterhalt für sie beide aufzukommen, daher musste sie langsam auch helfen, das war ihr bewusst. Doch genau deswegen stritten sie sich ständig. Während ihre Großmutter sie unbedingt unter den Krieger-Novizen sehen wollte, war sie mehr an der Gemeinschaft der Jäger interessiert. Heimlich hatte sie sich auch Pfeil und Bogen geschnitzt und gebastelt – und verbotenerweise immer wieder benutzt.
»ELANTHIA!«
»Ich komm ja schon!«, schrie sie zurück. Elanthia seufzte, band die Haare zu einem Zopf zusammen, bevor sie die wenigen Stufen hinuntersprang. Zu ihrem Glück war ihre Großmutter nicht mehr in der Lage, ohne Probleme Treppen zu steigen und hatte ihr so das runde Zimmer überlassen. Das wenige, was sie an Privatsphäre hatte, war ihr heilig und dennoch würde sie sie jederzeit gegen ihre Freiheit eintauschen. Eine Freiheit, die es ihr ermöglichte, zu tun, was immer sie wollte.
»ELANTHIA!«
Sie ballte die Hände zu Fäuste. Die Frau trieb sie in den Wahnsinn!
»Großmutter, beruhige dich. Ich bin doch schon auf dem Weg, ich kann mich einfach nur nicht teleportieren.« Elanthia blieb einen Moment kurz stehen und schloss gequält die Augen. »Tut mir ja leid, dass ich nur ich bin und nicht was so besonderes wie meine Mutter es gewesen war!«
»Was hast du gesagt?«, keifte ihre Großmutter.
»Nichts!«, schrie sie zurück, obwohl sie mittlerweile längst im zweiten Raum des kleinen Häuschens stand. Das Zimmer war größer als ihres, umfasste Küche, Schlafzimmer ihrer Großmutter und Wohnzimmer in einem, und war mit  Erinnerungsstücken an ihre Mutter vollgestopft. Es glich mehr einem Schrein als einem Wohnraum. Und sie hasste es.
»Elanthia, du kannst mich doch nicht immer so warten lassen! Deine Mutter war nie so rücksichtslos. Dieses Verhalten musst du wohl von deinem Vater geerbt haben.«
Elanthia verkniff sich einen Kommentar und setzte sich an den kleinen, abgenutzten Tisch. Ihre Großmutter stellte ihr wortlos etwas zu essen hin und musterte sie kritisch. Erfahrung und besseres Wissen ließen Elanthia den Blick senken und ihren Teller anstarren. »Weißt du, ich habe alles getan, damit es dir gut geht. Fünfzehn Jahre lang habe ich alles für dich getan und du dankst es mir immer wieder mit Trotz. Ach, Kindchen, ich bin wirklich froh, dass du heute deine Ausbildung beginnst und etwas Geld nach Hause bringst. Deine Mutter war …«
»… eine außergewöhnliche Kriegerin und eine total tolle, wohl erzogene Frau, ja, ich weiß. Sie hätte einen König heiraten können und hat sich für einen Versager wie meinen Vater entschieden. Danke, ich kenne die Geschichte.« Elanthia schob den Teller zur Seite und stand auf. »Ich gehe jetzt besser, bevor ich zu spät komme. Danke, Großmutter, für das Frühstück. Bis heute Abend.«
»Du hast doch gar nichts gegessen!«, war das letzte, was sie hörte, bevor sie das kleine Häuschen verließ. Sie wusste, es war unfair ihrer Großmutter gegenüber und auch ein wenig undankbar, aber sie ertrug die Vorwürfe nicht länger. Ein Blick gen Himmel verriet ihr, dass sie noch genug Zeit hatte, um ihren Bogen und den Köcher aus dem Versteck zu holen. Sie würde sich nicht den Kriegern anschließen, wie ihre Großmutter es immer geplant hatte. Sie würde sich bei den Jägern melden.

Oder auch nicht, wenn sie sich ansah, was sich alles bei den Jägern meldete. Elanthia umklammerte ihren Bogen, ihr Herz schlug wild in ihrer Brust. In mitten all der großen Männer fühlte sie sich klein, nahezu unbedeutend. Doch gleichzeitig weckte es ihren Ehrgeiz. Sie würde es ihnen allen zeigen. Sie würde sich einen Platz unter den Jägern erkämpfen und eine von ihnen werden.
Wenn man sie ließ.
»Wer bist du denn?« Elanthia hob den Kopf, musste ihren Hals recken, um demjenigen ins Gesicht zu blicken, der sie angesprochen hatte. Es war der oberste königliche Jäger. Nicht der Jägerhauptmann des Dorfes, sondern direkt aus dem Palast, wie sie an seinem Abzeichen an der Brust erkennen konnte. »Na? Hat es dir die Sprache verschlagen? Kannst du überhaupt sprechen?«
»Ja!« Es klang trotziger als beabsichtigt. »Ich bin Elanthia.« Sie würde nicht den Namen ihrer Großmutter oder ihrer Mutter nennen. Sie wollte nicht nach Hause oder zu den Kriegern geschickt werden.
»Du siehst nicht aus, als könntest du die Ausbildung bewältigen.« Der oberste Jäger musterte sie. Sie sah, wie sein Blick zu ihrem Bogen glitt und konnte sich das herausfordernde Lächeln nicht verkneifen. ja, sie wusste, man sah, dass er selbst gemacht war, aber sie wusste auch, dass man erkennen konnte, dass es gute Arbeit war. »Hast du diesen Bogen angefertigt?«, wollte er wissen. Sie nickte und streifte ihn ab. Mit zitternden Händen reichte sie ihm in. »Das sieht nach guter Arbeit aus«, murmelte er, während seine langen Finger über das Holz glitten. »Saubere Handarbeit, das muss man sagen. Funktioniert er auch?«
»Einwandfrei, Sir«, mischte sich eine ihr nur allzu bekannte Stimme ein. Der Jägerhauptmann des Dorfes war neben ihr erschienen. Elanthia verzog das Gesicht. Das würde sicher nicht gut für sie ausgehen. »Ich habe oft gesehen, wie sie damit geschossen hat – besser als jeder meiner Adepten. Sie hat nie verfehlt und was sie alles erlegt hat, war meisterlich geschossen. Sie hat Talent, auch wenn ihre Großmutter das anders sieht.«
»Sie hat also königliches Wild ohne Erlaubnis geschossen?«
Elanthia zog bei dieser Frage den Kopf ein. Das hatte sie wirklich. Allerdings hatte sie ihre Beute immer vor der Jagdhütte abgelegt, so dass sie niemals Ärger bekommen hatte oder erwischt worden war. Dachte sie zumindest.
»Ja, aber sie hat nichts davon behalten, sondern immer dafür gesorgt, dass wir es als die unsrige Beute ausgeben konnten. Der Palast hat seit Monaten von ihr geschossenes Wild genossen.« Elanthia glaubte, ihren Ohren nicht richtig zu trauen. Nahm der Jägerhauptmann sie etwa in Schutz?
»Dann sollte sie an der Prüfung teilnehmen.« Der oberste Jäger richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. »Du hast drei Stunden Zeit, einen Hirsch in den königlichen Wäldern zu erlegen. Schaffst du es nicht, ist es dir nicht möglich, sich den Jägern anzuschließen. Es ist  nicht wichtig, wie groß oder schwer der Hirsch ist. Wichtig ist, dass du einen erlegst. Hast du mich verstanden?«
Sie nickte.
»Einen Bogen hast du ja. Nimm dir ein paar Pfeile und lass mich sehen, ob du wirklich ein so großes Talent besitzt, dass sich Yolantos für dich eingesetzt hat.«
Yolantos. So also hieß der Jägerhautpmann. Elanthia nickte und eilte hinüber zu dem Tisch, auf dem eine große Menge Pfeile bereitlagen. Die königlichen Diener ließen sie gewähren, auch wenn sie an ihren Gesichtern erkennen konnte, dass es ihnen widerstrebte. Am liebsten hätte sie ihnen die Zunge entgegengestreckt. Doch dafür blieb ihr keine Zeit. Aufgeregt eilte sie in den Wald, nachdem sie sich mit Pfeilen versorgt hatte.

Der Wald erschien ihr mit einem Mal anders als sonst. Er wirkte bedrohlich, beinahe schon abwehrend. So als wolle er nicht, dass sich mehrere Jäger durch ihn hindurch schlichen und seine Bewohner jagten. Elanthia legte eine Hand auf den Stamm einer besonders großen Eiche und murmelte eine Entschuldigung. Sie wusste nicht, warum sie das tat, aber es fühlte sich richtig an. Und es schien, als wäre der Wald damit etwas besänftigter, denn plötzlich schien er heller und klarer zu sein.
wobei sie sich das sicher nur einbildete.
Ehrgeiz packte sie und sie beschleunigte ihre Schritte. Elanthia suchte ihre Umgebung nach Spuren ab, einem Hinweis, irgendetwas, als ein lautes Rascheln sie aufschreckte. Es war zu laut, als dass es ein Kaninchen gewesen sein könnte. Vielleicht würde sich der königliche Jäger auch mit einem Wildschwein zufrieden geben. Ohne groß darüber nachzudenken, schoss sie einen Pfeil ab, genau in die Richtung, aus der das Rascheln gekommen war. Das würde das Tier aufschrecken und vielleicht sogar in in ihre Richtung treiben.
Und tatsächlich. Das Surren des Pfeiles in der Luft schien seine Wirkung zu tun. Etwas Großes trampelte panisch auf sie zu. Mit einem Salto hechtete sie zur Seite, schoss erneut einen Pfeil genau in dem Moment ab, als der wohl hässlichste, groteskeste Hirsch durch das Gebüsch brach. Lilanes Fell mit grünen Akzenten, ein goldenes Geweih und leuchtend blauen Augen. Augen, die wie kleine Irrlichter strahlten.
»Was bist du?« Elanthia starrte das Tier mit offenem Mund an. Als es zu ihren Füßen  zusammenbrach, verschwamm die Gestalt und veränderte sich. »Beim Licht der Sonne, was habe ich getan?!«, stieß sie entsetzt aus, als sie erkannte, was oder besser wer da vor ihr lag.

Magie der Schatten: Roman

51nDWxFbvmL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-v3-big,TopRight,0,-55_SX324_SY324_PIkin4,BottomRight,1,22_AA346_SH20_OU03_Kurzbeschreibung

Ein alter Krieger.
Ein junger Magier.
Ein Land, in dem alles möglich ist.

Auf den ersten Blick haben sie nichts miteinander gemein – doch die Männer sind beide nicht bereit, sich ihrem Schicksal zu ergeben: Nairod, der junge Magier, akzeptiert nicht, dass keine mächtigen Zauberkräfte in ihm schlummern, und macht sich auf die gefahrvolle Suche nach dem Geheimnis der Unsterblichkeit. Raigar, ein alter Söldner, hat sein Leben lang in der Armee des Kaisers gedient – und wird von diesem nun, da Frieden herrscht, für vogelfrei erklärt. Seine Flucht führt ihn und eine wilde Horde anderer Verfolgter in das Land der sterbenden Wolken. Doch dort sind die Schrecken ohne Namen und ohne Zahl …

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Es fällt mir schwer, ein klares Urteil über diesen Roman zu fällen. Ich muss zugeben, am Anfang habe ich mich an “Die Gilde der schwarzen Magier” erinnert gefühlt – Nairod hatte etwas viel Ähnlichkeit mit Sonea. Aber nur am Anfang 😉
Die beiden Handlungen bzw. Erzählstränge, die nebeneinander laufen und deren Zusammenhang erst später klar wird, könnten unterschiedlicher nicht sein. Ich geb es ehrlich zu- Nairods Geschichte fand ich jetzt nicht wirlich überzeugend. Ich fand Nairods Weg leider nicht ansatzweise so spannend, wie das, was Raigar erlebt. Und Raigars Geschichte hat mich vollens von Thomas Lisowsky überzeugt! Allein deswegen würde ich gern mehr von ihm lesen.
Allerdings muss ich zugeben, dass es sehr, sehr fies war, uns als Leser so lange im Dunkeln zu lassen, wie die beiden Handlungen zusammen gehören 😉 und was aus der jungen Magierin wurde. Und wer zum Geier der dunkle Magier war. (Und, und, und)
Der Schreibstil ist flüssig, das Lesen macht Spaß und man hat immer ein genaues Bild im Kopf, wie die Welt aussieht, ohne auf kapitellange Beschreibungen eines Tolkiens zurückzugreifen. Hut ab! Das hat mir wirklich sehr gefallen. Leider wurde das Ende sehr schnell eingeläutet, da hätte die Geschichte defintiv noch ein paar Seiten vertragen können 😉 vor allem ein paar Details mehr 😉 auch der Wechsel, so gelungen und gut durchdacht er auch sein mag, riss leider etwas an der Konzentration. Manchmal musste ich nachblättern, um herauszufinden, was im vorvorherigen Kapitel war, um an die aktuelle Handlung anzuknüpfen. Zwei Geschichten, ein Knotenpunkt, leider nicht immer einfach zu lesen :/
Fazit:
Sprachlich top! Keine Frage! Das Ende war etwas zu schnell da 😛 und die Ausarbeitung des Wechsels hätte man ev. besser gestalten können. Nairod war leider absolut nicht überzeugend, dafür würde ich wahnsinnig gern mehr von Raigar lesen.
Wer anspruchsvolles Lesevergnügen, aber gleichzeitig großartiges Kopfkino haben möchte, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.
(kann man btw hier auf Amazon kaufen :P)
Stil 5 Sterne
Idee 5 Sterne
Umsetzung 3 Sterne
Gesamt 4 Sterne