Die Göttin
Vorweg eine Warnung: wer low-cost Unterhaltung erwartet, darf getrost „Die Göttin“ überspringen. Wer aber kein Problem hat, sein, von Gott gegebenes, Gehirn zu Nutzen, darf sich diesem Machwerk erfreuen. Nein, dem lege ich es sogar ans Herz!
Ich muss zugeben, anfangs hatte ich Schwierigkeiten herauszufinden, was jetzt im Buch gelesen wird und was sich ereignet. Aber das bedeutete für mich einfach nur, dass ich meine kleinen, grauen zellen anstrengen muss 😛
Es mag wirklich schwierig sein, die Handlungsstränge- Buch und erzählte Wirklichkeit- auseinander zu halten, aber die Abgrenzung ist Michael Stadelmann sehr gut gelungen. Während der Kerl im Buch seine Göttin verliert, traut sich jener, in der „wirklichen“ Welt aufgrund seiner Schüchternheit nicht groß etwas zu unternehmen.
Was mich allerdings wundert- erst kann er den ersten Schritt nicht machen, dann ist sie plötzlich bei ihm- und dann erwartet sie ein Kind. Ich muss zugeben, ich bin da immer noch nicht durchgestiegen 😛
Auch im Buch erfährt man dann schlußendlich, dass die Göttin gesprungen ist, weil sie schwanger war und für ihr Kind nicht sorgen konnte. Als es ihrem Verehrer klar wird, springt er ihr nach, um im Tod mit ihr vereint zu sein.
Ab Akt II bin ich- wenn ich ganz ehrlich bin- beim ersten Mal lesen nich mehr durchgestiegen xD irgendwie sind in beiden Erzählsträngen die Göttinen gestorben- beide schwanger, beide verehrt. Doch während im Buch der Kerl in Akt I hinterherspringt, leben beide im 2. Akt noch. Dafür muss der Kerl in der Wirklichkeit ins Gefängnis.
Akt 3 wiederrum enthält noch mehr Überraschungen bereit- aber die werde ich nicht verraten 😛
Fazit:
Also, anfangs, beim ersten mal lesen, stieg ich wirklich nicht durch. Aber je öfter ich „die Göttin“ durchlese, desto öfter entdecke ich Neues. Und verstehe die Zusammenhänge. Ganz im Stil von Kafka- aber wesentlich weniger abgedreht- erschafft Michael Stadelmann mit einem Kerl und seiner Göttin (bzw. 2 Kerlen und 2 Göttinen) keinen Roman, sondern ein Kunstwerk.
Wer anspruchsvolle Literatur nicht scheut, sondern sogar bevorzugt, der wird hier defintiv an der richtigen Stelle sein!
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