Lübecker Rache

 

Lübeck 1377. Im Mühlenteich treibt die Leiche einer jungen Hure, wenig später wird ein zweites Freudenmädchen tot aufgefunden. Kaufmann Jacob Wallersen befürchtet, seine Geliebte Iken könnte das nächste Opfer sein. Gemeinsam mit der Waise Svanja versucht er, Licht in einen Strudel tödlicher Ereignisse zu bringen, der immer mehr Opfer fordert. Bald treten mächtige Gegenspieler auf den Plan, und Jacob erkennt, dass sein eigenes Schicksal davon abhängt, ob er die wahren Hintergründe aufdecken kann.

 

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Die Fortsetzung von „Im Schatten der Hanse“ bringt uns wieder mit Jacob zusammen. Wir werden  hineingezogen in Familiendramen, Machenschaften im Finsteren und fiebern wieder einmal mit den Protagonisten mit.

Henning hat es mal wieder geschafft, mich zu fesseln und dafür zu sorgen, dass ich mich nicht nur für die Geschichte (also den Roman), sondern auch die Historie der Schauplätze interessiert habe. Wikipedia sei dank konnte ich mir ein noch genaueres Bild verschaffen.

Dennoch sei wieder einmal gesagt, dass diejenigen, die einen Tatort-Krimi erwarten, bitter enttäuscht werden. Es ist Hennings feinsinniger Schreibstil, der einen packt, mitfiebern lässt und immer wieder überrascht. Er schafft es auf einzigartige Weise, die verschiedenen Knotenpunkte der Handlung so miteinander zu verbinden, dass nicht nur die Protagonisten vor Herausforderungen gestellt werden, sondern der Leser gleichsam mit dazu. Wir knobbeln als Leser mit, kommen genau wie die Figuren langsam der Lösung näher – Henning hat es meisterlich geschafft, sich nicht in die Karten schauen zu lassen und uns bis zur letzten Seite zu fesseln.

Neben dem nicht-mainstreamigen Aufbau des Romans ist auch sein Schreibstil wieder einmal flüssig, leicht und nicht verschachtelt, so dass man problemlos die Nacht durchlesen kann, ohne zu merken, wie die Zeit vergeht.

Und wie auch schon bei seinem Vorgänger (es ist verdammt schwer, einen Krimi bei einer Rezi nicht zu spoilern, wenn man so geflashed ist von der Handlung) kann ich nur eines sagen: lest es. Lest es!!

Im Schatten der Hanse

Lübeck, 1376: Als der Kaufmannssohn Jacob Wallersen das Familiengeschäft übernimmt, tritt er ein folgenschweres Erbe an: Ihm wurden zahlreiche Verbindlichkeiten und dubiose Geschäftsbeziehungen hinterlassen. Bald droht ein Strudel aus Schulden und Gewalttaten die Familie in den Abgrund zu reißen. Während Jacob verzweifelt einen Ausweg sucht, befindet sich das letzte Schiff der Familie auf dem Heimweg nach Lübeck. Doch auf die Seeleute lauern nicht nur die Piraten Gotlands, die sich ihrer wertvollen Fracht bemächtigen wollen, und für Jacob beginnt ein fataler Wettlauf gegen die Zeit …

 

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Ich bin ein Fan von Historienromanen, auch wenn ich mich bisher immer an die (sorry, wenn das jetzt abfällig klingen mag) seichteren Unterhaltungsgeschichten von Iny Lorenzt und co. Aber Henning Mützlitz, den ich auch persönlich kenne und dessen Talent ich von den „Wächter-Chroniken“ schon kenne, hat mich restlost für historische Kriminalromane begeistert. Wenn man dann noch meine Leidenschaft für das Computerspiel „Die Gilde“ in Betracht zieht, konnte ich nichts falsch machen.

Ja, einer dieser typischen Mainstream Krimis ist „Im Schatten der Hanse“ nicht. Wer hier einen Tatort-ähnlichen Roman erwartet oder etwas, was aus der Feder von B.C.Schiller stammen könnte, ist hier falsch. Mützlitz hat einen spannenden, abenteuerlastigen Roman erschaffen, der es schafft, einen von der ersten Seite an zu fesseln – und meine Wenigkeit zum Recherchieren über die Schauplätze angeregt hat. Ich wollte wissen, wo sich die Handlung abspielt, was es mit den Schauplätzen auf sich hat – und hab mitgefiebert, mitgelitten,  mitgefühlt.

Allerdings muss man sich auf die nicht mainstreamige Art des Romans einlassen können, ansonsten wird man recht schnell enttäuscht. Schnelle Unterhaltungsliteratur ist das nicht, hier ist Mitdenken, Nachdenken und aufmerksames Lesen gefragt, was aber „Im Schatten der Hanse“ zu einem Highlight macht. Der flüssige Schreibstil und das Buch liest sich flüssig und „in einem Rutsch“, ohne dass man über verschachtelte, komplexe Strukturen trifft, die man mehrfach lesen muss, um zu verstehen, was überhaupt gesagt werden will.

Fazit: Spannend, gut geschrieben und für Fans des Mittelalters definitiv ein Muss. Lest  es, Leute! Da kann auch „Die Wanderhure“ noch was lernen 😉

Winter der Welt. Die Jahrhundert-Saga Band2 – Ken Follett

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Kurzbeschreibung:

Der Krieg ist vorbei. Doch der Friede ist trügerisch. In Deutschland verspricht der Führer dem Volk eine große Zukunft. In den USA kämpft der Präsident gegen die Folgen der Weltwirtschaftskrise. Und in Russland zerbricht die Hoffnung der Revolution unter dem Terror der Bolschewisten. Winter der Welt, der zweite Roman der Jahrhundert-Saga, erzählt die Geschichte der nächsten Generation der Familien aus Sturz der Titanen. Während sich die einen in Verblendung und Schuld verstricken, werden den anderen die Augen geöffnet für das Unmenschliche, das im Namen der Ideologie geschieht. Heldentum und Tragödie, Anpassung und Widerstand, Liebe und Hass bilden ein schicksalhaftes Geflecht vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs, der großen Zeitenwende des zwanzigsten Jahrhunderts, die mit dem Donner der Geschütze eine neue Weltordnung einläutet.

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Ich muss zugeben, ich habe diese Buch nicht am Stück lesen können. Ken Follett beschreibt das Terror-Regime der Nazis so eindringlich, dass mir stellenweise echt schlecht geworden ist. Allerdings muss ich zugeben, dass er einer der wenigen ist, die diesen dunklen Teil der Geschichte NCHT im Kitsch versinken ließen.

Am Anfang, als es um die Wahlen der NSDAP ging, ging mir folgendes Zitat aus Star Wars durch den Kopf „Und so geht die Freiheit zugrunde: mit donnerndem Applaus.“. Dieses Zitat passt perfekt zu den damaligen Begebenheiten, denn der Großteil der deutschen Bevölkerung gab sich nur zu gern in die Hände der Nazis.

Es war für mich spannend zu lesen, wie die Famile von Ulrich, bis auf den Sohn alle gegen die Nazis, die Zeit verbringt. Versucht zu überleben. Erik, der den Nazis blind folgt, bildete den perfekten Gegensatz zu Carla, die alles tat, um die Machenschaften der Nazis aufzudecken – und am Ende sogar zur Verräterin wurde. Der Werdegang Eriks – das große Erwachen, die Reue, den Anschluss an das neue Regime- waren ebenso faszinierend, wie der Leidensweg seiner Schwester.

Auch der „amerikanische“ Erzählstrang hatte es in sich. Zum ersten Mal las ich etwas über Pearl Harbour, ohne mir den kitschigen Streifen anschauen zu müssen. Auch die Verbindung der amerikanischen Protagonisten mit den deutschen, den russischen und den englischen ist Follett sehr gut gelungen. Ich muss zugeben, ich war sogar etwas überrascht 😉

Während den Erzählsträngen merkt man deutlich, dass Follett ein bisschen zur schwarz-weiß-Malerei neigt 😉 es gibt immer den regimetreuen Mitläufer und immer den Rebellen. Allerdings muss man ihm zugute halten, dass er es meisterlich abgestimmt hat. Es war weder zu viel weiß, noch zu viel schwarz 😉

Es ist ihm auch gelungen, die damaligen gesellschaftlichen Konventionen einzufangen und ohne z übertrieben wiederzugeben. Man hat immer wieder das Gefühl, dabei zu sein, statt nur zu lesen.

Allerdings zieht sich die Handlung manchmal etwas. Manchmal legt Follett zu viel Wert auf das Gefühlsleben seiner Protagonisten bezüglich verflossener Liebschaften. Wahrscheinlich war das als Entspannungsphase für den Leser gedacht, denn „Winter der Welt“ ist stellenweise ein hartes Stück zu lesen.

Fazit:

Eindringlich, gänzlich ohne Klischee und Übertreibungen schafft es Follet, uns in die damalige Zeit und herrschende Atmosphäre zu ziehen. Man hat immer das Gefühl dabei zu sein, statt nur zu lesen. Allerdings sind die Nazi-Passagen nichts für schwache Nerven oder Mägen.

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