Coco Lavie – Spiegelbut/Nachtschattenherz
Ein Mädchen in der Welt der Vampire, zwei Brüder, die sich lieben und hassen! Der eine will sie schützen, der andere töten …
*Mystisch, düster, poetisch*
Nichts in Cocos Leben verläuft normal. Sie kauft ihre Klamotten nur online und kann sich nicht schminken – denn Coco fürchtet sich vor Spiegeln. An ihrem 18. Geburtstag will sie sich jedoch ein für alle Mal ihrer Phobie stellen – doch es kommt anders.
Sie wird entführt und landet in dem Castle von Damontez, dem Anführer eines mächtigen Vampirclans. Er sagt, ihr Blut sei eine magische Waffe in einem uralten Krieg und ihre Gefangenschaft bei ihm ein Schutz. Doch die Regeln dieser fremden Welt sind eisern und Damontez behandelt sie mit unnötiger Härte. Coco hasst ihn mit jedem Tag mehr, bis genau das eintrifft, was er ihr prophezeit hat.
Andere Vampire werden auf sie aufmerksam, jeder will sie für sich, allen voran Damontez’ Seelenbruder Remo. Mehr als einmal muss Damontez Leben und Seele riskieren, um Coco zu schützen. Schon bald fragt sie sich, was der wahre Grund seiner eisernen Fassade ist …
»Kennst du den Gesang von Farben? Den Geschmack von Zorn und Kummer? Weißt du, wie der Himmel schmeckt?« Damontez und Coco, der Vampir und das Mädchen, die Geschichte einer gefährlichen Liebe in einer magischen Welt …
CN: in diesem Buch geht es um sexualisierte Gewalt, Demütigung, Erniedrigung
Ich kannte das Buch bzw. die beiden Bücher (es sind zwei, ich spar mir aber ausnahmsweis das zweite, ich bin einfach nur angefressen) noch unter anderen Covern (es gab hier eine regelrechte Coverevolution!). Was die Sache nicht schlechter oder besser macht, aber das nur als Randbemerkung.
Ich hab das Buch 2016 gelesen und jetzt erst vor kurzem wieder und der Re-Read hat der Geschichte nicht geholfen.
Im Gegenteil.
Ich bin tatsächlich erschrocken, wie leichtfertig manche Autor*innen über sexualisierte Gewalt schreiben, ohne sich bewusst zu sein, was sie da für ein Bild vermitteln! (Das geht mir übrigens als Lektorin schon auf den Zeiger!)
Hier haben wir eindimensionale Figuren, deren Charakterentwicklung nichts aussagt. Die quasi nicht existent ist bzw. der Bad Boy aller Bad Boys bekommt eine „romantische Anwandlung“, in der er Coco mit aller Macht beschützen will (es grenzt an Obsession und hat nichts mit dem zu tun, was eine gesunde Beziehung ausmacht oder echte Liebe), Coco wird von dem weinerlichen, rebellischen Mädchen zu einer echten Trantüte, die zu allem ja und Amen sagt, sich nicht wehrt, sich ergibt und am Ende in den HuSo verliebt, der sie wie Dreck behandelt.
Wir kämpfen in diesem Werk mit Figuren, die in ihren Schablonen bleiben MÜSSEN. Mit. Aller. Macht.
Wäre die anfangs vorgestellte Coco irgendwann Mittelfinger zeigend davon gegangen, ist sie am Ende ein zartes Blümchen, das vor ihrem eigenen Furz erschreckt, denn den hat sie ja ohne Erlaubnis getätigt und das könnte ja zu neuer Bestrafung führen.
Es ist einfach widerlich, wie das Frauenbild in diesen beiden Büchern dargestellt wird – schön und gut, dass die Vampirgesellschaft dämonisch und böse und erschreckend dargestellt werden soll (!), aber das muss doch echt anders gehen! Das kann man doch differenzieren und muss darauf KEINE LIEBE ENTSTEHEN LASSEN WTF!
Wenn man mal von den toxischen Bildern absieht und der unfassbar schlechten Charakterzeichnung, ist die Idee wirklich gut. Ich mag auch den Schreibstil, der sehr angenehm zu lesen ist, leider hier total verschwendet. Ein kritischer Lektor hätte hier schon lang die Notbremse gezogen und gesagt:
„Mädel, das richtet sich an Jugendliche und das Bild, das du vermittelst, ist so toxisch und scheiße, das müssen wir ändern.“ (vielleicht diplomatischer als ich’s getan hab.)
Natürlich hab ich auch den zweiten Teil gelesen – ich beende Reihen gern. Und ich muss leider sagen, dass es nicht besser wurde. Mir tut die Idee sehr leid, die hier einfach einmal durch den 08/15-Klischeefleischwolf gedreht wurde, ohne Rücksicht, ohne Feingefühl. Man hätte so viel mehr draus machen können!
Ich hätte dazu echt gern ein Video gemacht, das Werk auseinander genommen und mich ausgelassen, ich mag nur keine Videos und war zu faul – doch der Re-Read hat mich echt angepisst. Wie kann man als Frau so abwertend über andere Frauen schreiben?! Was stimmt denn hier nicht?! Und das dann an Jugendliche richten?!
Fazit:
Es gibt eine Menge Bullshit unter den Vampirromanen – „Blutmond“ ist das wohl abartigste Beispiel für „ja, nein, geh weg“. Spiegelblut und Nachtschattenherz haben eine grandiose Idee (5 Sterne) und eine richtig beschissene Umsetzung in Sachen Charakterzeichnung (0 Sterne), Beziehungen (0 Sterne), Charakterentwicklung (0 Sterne). Der Schreibstil ist toll (4 Sterne), die Sprünge sind eher so meh (3 Sterne) und die Coverevolution lustig (Bonusstern!). Alles in allem kann und will ich nicht mehr als 3 Sterne geben, einfach weil es so viel gibt, was mich anwidert – auch wenn man das eigentlich nicht über das Werk eines anderen Autors sagen sollte.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!